Die Kunst des konstruktiven Feedbacks: Hands-On-Anleitung
Die anstehenden Jahresgespräche bereiten dir Kummer und Sorgen? Du möchtest deinen Kollegen auf ein Fehlverhalten ansprechen? Oder du fühlst dich von der Kritik deiner Chefin schnell angegriffen?
Feedback ist elementar in der Zusammenarbeit mit Menschen. Es gibt dir die Möglichkeit, dich persönlich sowie beruflich weiterzuentwickeln. Doch sowohl Feedback geben als auch annehmen, ist eine Kunst für sich.
Wir bei der lise haben einen Prozess entwickelt. Der offene Austausch von Meinungen und Kritik – das natürlich immer auf eine wertschätzende Weise – trägt bei uns zu einem konstruktiven Arbeitsklima bei.
Du möchtest auch lernen, wie das geht? Wir zeigen dir Methoden und Tipps. Bleib dran und lerne die Kunst des Feedbacks!

Konstruktives Feedback hilft dabei, uns weiterzuentwickeln. Es stärkt unsere Selbsterkenntnis und schafft eine positive, offene Teamkultur.
1. Was ist Feedback?
Feedback ist eine subjektive Rückmeldung und bezieht sich auf Leistungen, Handlungen, Einstellungen und Verhaltensweisen einer Person.
Diese Kommunikationsform teilt anderen mit, wie man sie wahrnimmt. Dabei kann Feedback in verschiedenen Kontexten auftreten, sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Umfeld.
Im Arbeitskontext kann sich die Rückmeldung auf die Zusammenarbeit beziehen. Dabei gibt es verschiedenen Arten von Feedback:
- Positives Feedback konzentriert sich auf die Stärken und positiven Aspekte einer Person. Diese Art von Rückmeldungen stärken das Selbstvertrauen und motivieren die Mitarbeitenden. Dazu gehören Wertschätzung, Lob, Komplimente, Feiern von Erfolgen.
- Negatives Feedback bezieht sich auf Schwächen, Fehler oder unerwünschtem Verhalten. Der Begriff "negativ" hat nicht unbedingt eine abwertende oder kritische Konnotation, sondern weist auf ein Verbesserungspotential hin.
- Konstruktives Feedback zeigt Verbesserungsmöglichkeiten auf. Es beinhaltet spezifische Informationen darüber, wie eine Person ihre Leistung steigern oder ihr Verhalten verbessern kann. Das Ziel ist es, mit klaren Hinweisen eine positive Veränderung bzw. Entwicklung herbeizuführen.
Beispiel für konstruktives Feedback:
Statt zu sagen: "Deine Präsentation ist nicht aussagekräftig"
Kannst du sagen: "Vielen Dank für deine Arbeit! Da nennst du schon super Aspekte. Kannst du die Daten auf den Folien 5 bis 10 noch genauer ausarbeiten hinsichtlich dem Kosten-Nutzen-Verhältnis? Eine tiefere Analyse würde deine Überzeugungskraft deutlich stärken.“
2. Warum es Feedback braucht
Hast du dich schon einmal gewundert, dass du auf Fotos oder Videos so anders aussiehst?
Die Kamera nimmt uns aus einer anderen Perspektive und verschiedenen Blickwinkeln auf, die wir selbst nicht sehen, wenn wir jeden Tag in den Spiegel schauen. So ähnlich ist es auch mit unseren Charaktereigenschaften oder Verhaltensweisen.
Blind Spots identifizieren
Feedback kann blinde Flecken aufdecken, die wir selbst an uns nicht wahrnehmen. Wir alle haben ein bestimmtes Bild von uns im Kopf:
Was uns ausmacht, was unsere Stärken und Schwächen sind, wie wir auf andere wirken. Nicht immer stimmt das auch mit der Realität überein oder damit, wie andere uns wahrnehmen.
Wir können uns selbst nicht von außen betrachten. Daher sind wir auf die Rückmeldung unserer Mitmenschen angewiesen. So können wir unser Selbstbild mit der Fremdwahrnehmung abgleichen.
Das fördert die Selbstreflexion und weitet unseren Handlungsrahmen aus. Denn nur das, was uns bewusst ist, können wir auch verändern.

Die 6 Vorteile des konstruktiven Feedbacks
Konstruktives Feedback bietet zahlreiche Vorteile sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene. Hier sind einige der wichtigsten Gründe für konstruktives Feedback:
1. Persönliche Entwicklung fördern
Konstruktives Feedback identifiziert nicht nur Schwächen, sondern bietet auch klare Anleitungen, wie sich Mitarbeitende verbessern können. Sie können konkrete Schritte unternehmen, um ihre Fähigkeiten und Leistungen zu steigern. Dies fördert die persönliche Entwicklung.
2. Mitarbeitende motivieren
Konstruktives Feedback kann die Motivation der Mitarbeitenden erheblich steigern, da es auch die Erfolge und Fortschritte anerkennt. Dadurch fühlen sich Mitarbeitende wertgeschätzt und sind motivierter, weiterhin ihr Bestes zu geben.
3. Leistung steigern
Durch die höhere Motivation und persönliche Weiterentwicklung steigern Mitarbeitende ihre Leistung. Langfristig verbessern sie ihre Arbeitsweisen und sind damit auch effizienter. Sie verbessern die Kommunikation und treiben das Unternehmen weiter voran.
4. Positive Lernkultur entwickeln
Eine Kultur des konstruktiven Feedbacks schafft eine positive Arbeitsumgebung. Mitarbeitende sind eingeladen, Gedanken, Lösungsvorschläge oder Ideen offen zu teilen.
Mitarbeitende sehen Feedback als Werkzeug zur beruflichen Weiterentwicklung statt harscher Kritik, der sie entfliehen wollen.
5. Kommunikation verbessern
Der Austausch von konstruktivem Feedback verbessert die Kommunikation innerhalb des Teams. Auch die Beziehung von den Führungskräften und Mitarbeitenden profitieren.
Klares Feedback betreibt Erwartungsmanagement und vermeidet Missverständnisse. So entstehen auch weniger Konflikte.
6. Mitarbeitende binden
Mitarbeitende, die regelmäßig konstruktives Feedback erhalten, fühlen sich stärker mit ihrem Arbeitgeber verbunden.
Die Anerkennung ihrer Bemühungen und die persönlichen Entwicklungschancen bauen eine positive Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Organisation auf.

4. Wie hole ich mir Feedback ein?
Es steht also außer Frage, dass regelmäßiges Feedback förderlich ist. Doch wie kann ich mir konstruktives Feedback einholen, so dass ich am besten daraus lernen kann?
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die wir im Folgenden näher ausführen. Den letzten Punkt haben wir bei uns als freiwilliges Hilfsmittel eingeführt:
- Mitarbeitergespräche: Regelmäßige Gespräche zwischen Führungskraft und Mitarbeitende. Dazu gehören Jahres-, Halbjahres-, und Quartalsgesprächen. Gemeinsam besprechen sie Stärken, Entwicklungsbereiche und Karriereziele.
- 360-Grad-Feedback: Feedback von verschiedenen Parteien: Führungskraft, Kolleg:innen, Mitarbeitenden, externen Partner:innen. Die Methode bietet eine umfassendere Perspektive und erfreut sich daher einer steigenden Beliebtheit.
- Peer-Feedback: Rückmeldungen von Kolleg:innen auf gleicher Hierarchieebene. Dies fördert die Zusammenarbeit und ermöglicht es, voneinander zu lernen. Du kannst deine Kolleg:innen direkt persönlich fragen oder dir Feedback mithilfe eines Fragebogens einholen.
- Projektbezogenes Feedback: Feedback, das auf die Arbeit an einem bestimmten Projekt oder einer Aufgabe bezogen ist. So bekommst du konkretes Feedback, das du einfacher nachvollziehen und ggf. direkt umsetzen kannst.
- Schulungen und Weiterbildungen eignen sich perfekt dafür, sich konstruktives Feedback einzuholen und seine Fähigkeiten zu verbessern. Für Führungskräfte gibt es spezielle Seminare oder Coachings.
- Feedbackfragebögen: Wir haben bei der lise Fragebögen mit Baukastensystemen erstellt. So können sich alle bei Belieben ihre Fragen zusammenstellen und Rückmeldungen einholen.
5. Wie gebe ich wertschätzend Feedback?
Einer Person Feedback zu geben, kann eine heikle Angelegenheit sein. Vor allem, wenn es um Kritik geht, die eine Person verletzen oder verunsichern kann, ist Sensibilität gefragt.
Wir empfehlen, sich vor dem Gespräch Gedanken zu machen, wie du dein Feedback äußern möchtest. Wir haben dafür ein paar Tipps für dich:
1. Achte auf das Setting
Wenn du Feedback gibst, bewertest du auch immer das Verhalten oder die Fähigkeiten einer Person. Das kann ein Eingriff in ihr Selbstbild und damit auch ihren Schutzraum sein.
Vergewissere dich, ob die andere Person dein Feedback auch wünscht. Stelle sicher, dass sie aufnahmebereit ist und achte auf ihre Stimmung. Schaffe eine angenehme Atmosphäre und die Möglichkeit, dass ihr in Ruhe über die Punkte sprechen könnt.

2. Ich-Botschaften senden
Nenne beobachtbares Verhalten und vermeide Eigeninterpretationen. Formuliere dein Feedback als subjektive Wahrnehmung mit „Ich“-Botschaften. So zeigst du eine wohlgesonnene Haltung und vermeidest, dass die Person sich angegriffen fühlt und zurückzieht.
Formuliere genau, was du dir von deinem Gegenüber in der Zukunft wünschst, was sie oder er anders machen kann – ohne ihn dabei mit festgesetzten Erwartungen zu konfrontieren.
Kleiner Exkurs: „Du“-Botschaften klingen vorwurfsvoll und schreiben die Verantwortung für eine Situation der anderen Person zu. Ich-Botschaften hingegen erklären, wie du die Situation wahrgenommen hast. Du offenbarst deine Gefühle, Meinungen oder Motive, bleibst bei dir selbst und schaffst ein Gespräch auf Augenhöhe.
Beispiel: „Ich fühle mich in letzter Zeit gestresst, weil ich den Eindruck habe, dass mehr Aufgaben an mir hängen bleiben und du dich etwas zurückziehst. Wie ist dein Eindruck?"
3. Kurz, konkret, aufrichtig
Bring dein Feedback auf den Punkt und gib konkrete Beispiele. Das macht es der Person einfacher dir zu folgen. Ein ehrliches Feedback, das womöglich auch negative Aspekte beinhaltet, regt die Selbstreflexion an.
So kannst du die Person dabei unterstützen, sich weiterzuentwickeln. Wichtig ist dabei, dass es wertschätzend formuliert ist und positive Aspekte wie Bemühungen deines Gegenübers oder bisher geleistete Arbeit Beachtung finden!
4. Zeitnah Rückmeldung geben
Im besten Fall gibst du der Person zeitnah dein Feedback, um deinen Punkt möglichst schnell zu klären und Missverständnisse zu vermeiden.
Du kannst ruhig eine Nacht darüber schlafen, wenn du Zeit zum Reflektieren brauchst. Auch wenn das Setting nicht passt, kannst du das Gespräch am nächsten Tag suchen. Jedoch solltest du nicht zu lange warten.
Niemand möchte sich mit alten Kamellen von vorgestern herumschlagen. Die Person kann sich eventuell nicht mehr an die Situation erinnern und dein Feedback schwer nachvollziehen. Wenn sich das Verhalten wiederholen sollte, kannst du es immer noch ansprechen!
5. Angemessene Erwartungshaltung
Wenn du einer Person Feedback gibst, heißt es nicht, dass sie es auch so umsetzen muss, wie du es möchtest. Dein Feedback ist eine subjektive Bewertung.
Wir laufen alle mit unseren Brillen in der Welt herum. Wir projizieren unsere eigenen Erwartungen, Selbstbilder oder Wertvorstellungen auf andere Menschen.
Beachte, deine Wahrnehmung ist nicht allumfassend. Die Umsetzung liegt nicht in deiner Hand. Es ist Aufgabe des Feedbacknehmers, deine Rückmeldung für sich einzuordnen.
Hilfreicher Tipp: Kennst du schon die WWW-Formel für konstruktives Feedback? Die drei “W” stehen für:
Wahrnehmung: Im ersten Schritt schilderst du die Situation so objektiv wie möglich. Deine Aussagen beruhen auf nachprüfbaren Fakten. Beispielweise: “Im letzten Meeting haben wir eine Stunde über die Problematik gesprochen. Am Ende fehlte uns die Zeit, eine Lösung zu finden.”
Wirkung: Nun können wir unsere subjektive Sichtweise einfließen lassen. Dafür eignen sich Ich-Botschaften wie “Ich hatte das Gefühl, dass wir die meiste Zeit des Meetings in der Diskussion verharren, über die Probleme sprechen, statt lösungsorientiert vorzugehen.”
Wunsch: Zum Schluss schlägst du ein konkretes Vorgehen für die Zukunft vor: “Ich würde mir für das nächste Meeting wünschen, dass wir direkt gemeinsam an der Lösung arbeiten. So können wir die Zeit effizienter nutzen.”
Wenn du in dieser Reihenfolge argumentierst, ist es einfacher, dir zu folgen. Dein Feedback stützt sich auf Tatsachen und du bist weniger eingenommen von deiner subjektiven Brille.
6. Wie nehme ich Feedback reflektiert an?
So wie das Feedback Geben, bringt auch das Feedback Nehmen seine eigenen Hürden mit sich. Den Spiegel vorgehalten zu bekommen, kann auch schmerzhaft sein, wenn es einen wunden Punkt erwischt. Wie du damit am besten umgehst, erfährst du im Folgenden:
1. Bedanke dich für das Feedback
Auch wenn es bei negativem Feedback schwerfallen kann: Bedanke dich bei deinem Gegenüber für die ehrliche Rückmeldung. Die Person hat den Mut aufgebracht und sich für dich Zeit genommen. Wenn du dich bedankst, bringst du deine Wertschätzung dafür zum Ausdruck.
2. Sei neugierig und offen
Gehe mit einer offenen Haltung in ein Feedbackgespräch. Vertraue darauf, dass die oder der Feedbackgeber:in eine positive Absicht verfolgt. Sei neugierig, was du lernen kannst, über dich oder die andere Person und ihre Bedürfnisse.
Stelle Rückfragen, um besser zu verstehen. Versuche dich in die Perspektive deines Gegenübers hineinzuversetzen. Ein ehrliches Gespräch kann eure Beziehung bereichern und Vertrauen aufbauen.

3. Rechtfertige dich nicht
Vermeide es, sofort in die Konfrontation zu gehen oder dich für dein Verhalten zu rechtfertigen. Nimm das Feedback für einen Moment an. Gefühle können einen in der Situation übermannen, vor allem wenn die Rückmeldung Salz in eine offene Wunde streut.
Egal, was kommt: Nimm es nicht persönlich. Es hat nichts mit deinem Wert als Menschen zu tun. Gib der Person Raum, ihr Feedback zu erklären.
Später kannst du immer noch entscheiden, was du davon als gerechtfertigt empfindest und in Zukunft umsetzen möchtest. Wenn die Person dich persönlich angreift, kannst du natürlich direkt Grenzen setzen oder auch im Nachgang das Gespräch suchen.
4. Reflektiere in Ruhe
Nimm dir in Ruhe Zeit, das Gesagte für dich einzuordnen. Dafür kannst du dir die Feedbackpunkte notieren. Kannst du die Aspekte nachvollziehen? In welchen Situationen trifft es zu, in welchen nicht?
Bedenke, dass die Rückmeldung keine allgemeingültige Aussage ist, sondern eine subjektive Einschätzung. Überprüfe die Aussagen für dich.
Du kannst selbst entscheiden, was du annehmen und umsetzen möchtest. Hilfreich ist es auch, mit einer vertrauten dritten Person zu sprechen, wenn du dich unsicher fühlst.
7. Fazit: Feedback als Chance verstehen
Feedback deckt Potenziale oder Schwachstellen auf, die für uns selbst unsichtbar sind. So können wir unser Selbstbild mit dem Fremdbild abgleichen und weiterwachsen.
Konstruktives und aufrichtiges Feedback zeigt Wertschätzung. Es ist eine Chance für Mitarbeitenden aber auch die Organisation sich weiterzuentwickeln.
Wenn du selbst Feedback gibst, wähle eine entspannte Umgebung. Sei konkret, gebe zeitnahe deine Rückmeldung und sei ehrlich. Ich-Botschaften vermeiden eine Abwehrreaktion.
Wenn du Feedback bekommst, sei neugierig und offen, was die Person dir sagen möchte. Rechtfertige dich nicht, sondern reflektiere in Ruhe. Ordne ein, was für dich stimmig ist.
Eins sollten wir nie vergessen: Feedback ist immer subjektiv. Es kann uns viel verraten, über uns selbst, unser Gegenüber und auch die Beziehung zueinander.
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