Effizenzbooster oder Qualitätsbremse? Low Code/No Code als Führungskraft strategisch einsetzen
Stell dir vor, du sitzt montagmorgens im Meeting.
Die Agenda ist voll und ein Prozess blockiert immer wieder den Ablauf: Daten liegen in zig Excel-Tabellen verstreut, Entscheidungen verzögern sich oder Genehmigungen dauern einfach zu lange, weil das E-Mail-Pingpong nicht enden will.
Die Folgen: Die Effizienz sinkt, die Kosten steigen.
Eine digitale Lösung muss her. Doch die IT-Ressourcen sind knapp. Genau da kommt Low Code/No Code ins Spiel: Fachabteilungen können mit Low Code/No Code-Plattformen Workflows selbst automatisieren, Apps bauen oder Daten visualisieren. Ohne Programmierkenntnisse oder die Unterstützung der IT-Abteilung. Klingt nach der perfekten Abkürzung.
Aber: Die Plattformen kommen an ihre Grenzen. Die Individualität ist eingeschränkt und Qualitäts- sowie Sicherheitsstandards lassen sich nur bedingt erfüllen.
Wir haben mit unserem Staff Engineer Thomas darüber gesprochen, warum wir bei der lise Low Code/No Code-Programmierung nur bedacht einsetzen, wann es dennoch ein echter Effizienztreiber ist – und worauf es bei der Prozessdigitalisierung für Fachabteilungen wirklich ankommt. Die Antwort findest du weiter unten.

Thomas Pfeiffer arbeitet bei uns als Staff Engineer Hand in Hand mit den Teams, um Best Practices und neuste technologische Entwicklungen im Alltag zu etablieren. Ein Staff Engineer zielt darauf ab, die technische Exzellenz und Innovation im gesamten Unternehmen zu fördern.
1. Was ist Low Code?
„Low Code“ bedeutet übersetzt aus dem Englischen „wenig Code“. Das beschreibt auch genau die Idee dahinter.
Anwendungen werden über visuelle Benutzeroberflächen aus vordefinierten Bausteinen zusammengestellt und mit wenig Code angepasst oder erweitert. Damit lassen sich repetitive Aufgaben effizienter gestalten und der Einstieg in die Produktentwicklung mit wenig oder keiner Programmiererfahrung ermöglichen.
Ein gängiges Beispiel dafür ist „Microsoft Power Apps“. Per Drag & Drop kannst du mit der Plattform individuelle Anwendungen zusammenstellen, die sich nahtlos in das Microsoft 365-Ökosystem integrieren lassen.

2. Was ist No Code?
„No Code“ (Auf Deutsch „Kein Code“) geht noch einen Schritt weiter und verzichtet komplett auf Code. Lösungen kannst du ausschließlich über Benutzeroberflächen und Baukästen erstellen.
Es gibt keinen Code, den du editieren oder ergänzen kannst. Daher spezialisieren sich No-Code-Plattformen üblicherweise auf typische Anwendungsfälle wie Datenintegration, Websiteerstellung oder interne Prozesse.
Eine bekannte No Code-Plattform mit Fokus auf Datenintegration und Automatisierung ist „Zapier“. Über sogenannte „Zaps“ legst du fest, welcher Auslöser (Trigger) welche Aktion (Action) auslöst.
Zum Beispiel: „Wenn eine neue Anfrage im Webformular eingeht (Trigger), dann erstelle automatisch einen neuen Kontakt im CRM und sende eine Bestätigungsmail (Action)“.
3. Was ist der Unterschied?
Low Code-Lösungen kannst du durch eigenen Code erweitern, damit lassen sie sich individueller anpassen und sind für unterschiedlichere Anwendungsfälle geeignet.
No Code-Lösungen hingegen benötigen keine Programmierkenntnisse und sind dank ihrer Spezialisierung auf typische Anwendungsfälle einstiegsfreundlicher.
Low Code und No Code im Vergleich:
4. Warum die lise Low Code/No Code nur sehr zielgerichtet einsetzt?
Low Code/No Code-Lösungen versprechen sowohl für die Fachabteilungen von Unternehmen als auch für die IT (bzw. Softwareentwicklung) Vorteile:
- Für Fachabteilungen: Mitarbeitende können mit geringen oder keinen Programmierkenntnissen Anwendungen zusammenklicken.
- Für die IT: Softwareentwickler:innen können die Plattformen einsetzen, um die Umsetzung repetitiver Aufgaben zu beschleunigen.
Als Digitalpartner für individuelle Softwareentwicklung ist für uns der zweite Punkt interessant.
Insbesondere Low Code-Lösungen könnten uns helfen, schneller erste Ergebnisse sichtbar zu machen und wiederkehrende Aufgaben, wie das Erstellen einfacher Formulare, zu beschleunigen. Gerade in den ersten Wochen eines Projekts glänzen Low Code-Lösungen mit schnellen Resultaten.
Dieser Effizienzgewinn wird allerdings immer geringer, da KI-gestützte Entwicklungstools, wie z.B. GitHub Copilot, immer besser werden und das Programmieren beschleunigen.
Trotzdem setzt die lise Low Code/No Code nur zielgerichtet in bestimmten Situationen ein, z.B. bei der Übernahme bestehender Anwendungen oder gezielter Einsatz in sehr simplen und abgekapselten Anwendungsfällen. Das liegt an den Nachteilen, die Low Code/No Code-Lösungen mit sich bringen:
Qualität leidet
In der Softwareentwicklung haben sich in den letzten Jahren diverse Methoden etabliert, die uns auch bei steigender Komplexität ermöglichen, hohe Qualität zu liefern.
Beispielsweise können wir alle Änderungen am Code über eine Versionskontrolle nachverfolgen, die eine zweite Person im sog. Pull Request Review dann überprüfen kann.
Wir schreiben automatisierte Tests, die vor Regressionen schützen und die Wartbarkeit des Codes erhöhen. Funktionen deaktivieren wir mit Feature Flags (= Option, eine Funktion in der Software ein- und auszuschalten) oder führen sie nur in isolierten Umgebungen aus, damit Fachanwender:innen die Änderungen testen können, bevor sie live gehen.
Low Code/No Code-Plattform beschränken diese Möglichkeiten. Damit sind Methoden wie die oben genannten oft nicht mehr umsetzbar, was gerade bei komplexeren Anwendungen in deutlichen Qualitätseinbußen resultiert.

Vendor-Lock-in
Wenn man eine Plattform für die Entwicklung einer Anwendung nutzt, bindet man sich automatisch an deren Anbieter. Das birgt Nachteile: Lizenzkosten können plötzlich steigen oder die Weiterentwicklung einer Technologie wird gestoppt. Das ist grundsätzlich nichts Neues. Auch bei individueller Softwareentwicklung können Abhängigkeiten entstehen.
Verwendet man jedoch eine Low Code/No Code- Plattform, verliert man zusätzliche Flexibilität.
Denn: Low Code/No Code-Plattformen mögen keine Programmierkenntnisse voraussetzen. Dennoch entwickeln sich deren Nutzer:innen im Laufe der Anwendungsentwicklung zu Expert:innen.
Eben nicht im Schreiben von Code, sondern in der Anwendung für die jeweiligen Low Code/No Code-Plattform.
Das kann zu erheblichen Ressourcenproblemen führen, wenn neue Mitarbeitenden gesucht oder eingearbeitet werden.
Coding ist nur Teil des Entwicklungsprozesses
Moderne Produktentwicklung ist eine crossfunktionale Disziplin. Neben der Programmierung sind weitere Bereiche wie die Anforderungsanalyse, das UX Design oder die Qualitätssicherung essenziell für den Erfolg einer Anwendung.
Da eine Low Code/No Code-Lösung diese ganzheitliche Sicht nicht abbilden kann, beschränkt sich der mögliche Effizienzgewinn auf einen überraschend kleinen Teil der Entwicklung.
Schlimmer noch: Beschränkst du dich auf das Baukastensystem, können Lösungen entstehen, die nicht nachhaltig funktionieren und von den Anwender:innen abgelehnt werden.
Wer einen ineffizienten Prozess digitalisiert, hat am Ende nur einen „digitalen ineffizienten Prozess“. Das Problem wird nicht gelöst, es wird einfach nur digitalisiert.
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5. Wann Low Code/No Code trotzdem sinnvoll ist
Die oben beschriebenen Nachteile beim Einsatz von Low Code/No Code äußern sich nicht nach wenigen Wochen, sondern bei fortschreitender Weiterentwicklung, Skalierung und Integration in andere Systeme.
Hast du einen isolierten, simplen Anwendungsfall, der sich leicht in einer Low Code/No Code-Lösung umsetzen lässt, kann der Einsatz einer solchen Plattform eine gute Wahl sein.
Entscheidend dabei ist, dass sich die Anwendung nicht kontinuierlich weiterentwickeln soll, sondern eine stabil bleibende und überschaubare Anforderung abbildet, sodass erst gar nicht Einbußen in Flexibilität und Qualität auftreten.
Beispiele dafür sind:
- Genehmigungsprozesse wie Urlaubsanträge oder interne Bestellungen, die sich mit einfachen Formularen und Freigabeworkflows automatisieren lassen.
- Erstellung kleiner interner Apps zur Datenerfassung, z. B. für Inventarlisten oder
- Berichtsgenerierung mit Dashboards, die Daten aus verschiedenen Quellen zusammenführen und visuell aufbereiten.
Fazit: Low Code/No Code ersetzt kein Expertenwissen
Low Code/No Code ist weder ein Wundermittel noch per se ein Risiko. Es ist ein Werkzeug. Bei einfachen, isolierten und gleichbleibenden Prozessen kann es Arbeitswege beschleunigen, Kosten senken und Innovationen fördern. Bei komplexeren Anwendungen führt es dagegen zu technischen Schulden, Qualitätsverlust und Abhängigkeiten.
Für Führungskräfte von Fachabteilungen heißt das:
- Use Cases klar definieren: Welche Prozesse profitieren vom Baukastenprinzip?
- Qualitätsstandards sichern: Auch bei schnellen Lösungen Testing, UX und Sicherheit nicht vernachlässigen.
- Weiterentwicklung bedenken: Von Anfang an berücksichtigen, ob eine Anwendung dauerhaft erweitert werden soll.
Am Ende gilt: Der größte Effizienztreiber ist nicht die Plattform selbst, sondern das Zusammenspiel aus Technologie, Fachwissen und Prozessverständnis.
Daher setzen wir bei der Entwicklung ihres digitalen Produkts auf verschiedenste moderne Technologien sowie Plattformen. Und vor allem auch auf: Technologische Exzellenz, eine durchdachte Produktstrategie und ein intuitives UX Design.
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