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Menschenzentrierte Führung – Warum es mehr menschliche Chef:innen braucht

Der wichtigste Wert eines jeden Unternehmens ist der Mensch. Hinter jeder Maschine, jedem Produkt oder jeder Software sitzen Mitarbeitende. Sie entwickeln, managen, führen aus und treiben die Organisation voran. Dabei bringen sie unterschiedliche Stärken sowie Entwicklungspotenziale mit.

Die menschenzentrierte Führung rückt den Menschen in den Fokus und geht auf individuelle Bedürfnisse ein. Sie akzeptiert und schätzt die Person, als das, was sie ist – ohne Masken oder Rollenbilder. 
 
In unruhigen Zeiten von Krisen und Kriegen braucht es mehr Menschlichkeit denn je. Menschenzentrierte Führung kann vielleicht nicht die Welt retten. Sie trägt aber dazu bei, die Arbeitswelt zu einem sicheren, wertschätzenden Ort zu machen. Davon profitieren beide Seiten – fühlen sich Mitarbeitende wohl, so leisten sie auch bessere Arbeit und sind loyaler. 
 
Warum die menschenzentrierte Führung zukunftsweisend ist, erfährst du hier. Unser Experte Christian Heiming erzählt von seinen Erfahrungen. Als Führungskraft hat er den menschenfokussierten Führungsstil bei der lise vorangetrieben.

 

Menschenzentrierte Führung baut wertschätzende und vertrauensvolle Beziehungen auf. Sie berücksichtigt Bedürfnisse und konzentriert sich auf Stärken. Das hat natürlich auch Grenzen.

— Christian Heiming, Unit Head

 

Was Mitarbeitende von ihren Chefs erwarten

Welche Eigenschaften fallen dir ein, wenn du an eine typische Führungskraft denkst? Nimm dir kurz Zeit. Wir kommen gleich wieder darauf zurück! 

Cholerische Chefs, Kontrollfreaks oder chronische Jasager. Wir alle haben schon so unsere Erfahrungen mit Führungskräften gemacht – nicht alle davon positiv. Das mag daran liegen, dass Führung eine herausfordernde Aufgabe ist. Das wissen alle, die selbst bereits auf dem „Chefsessel“ saßen.

Es mag aber auch andere Gründe haben: Immer noch wählen Unternehmen ihre Führungskräfte nach fachlicher Expertise aus. Führende Mitarbeitende erhalten kaum Schulungen und es kursieren veraltete Rollenbilder in der Arbeitswelt.

 

Ist Beförderung nach fachlicher Kompetenz ein Fehler?

Viele Unternehmen befördern ihre Mitarbeitenden zu Führungskräften, die in ihrem bisherigen Job gute Leistung erzielten, besonders in fachlichen Bereichen. Doch in einer führenden Rolle brauchen sie andere Kompetenzen.

Bei Führung kommt es weniger auf Expertise oder Fachwissen an. Es geht mehr um zwischenmenschliche Beziehungen und Kommunikation. Das ist zwar erlernbar, es braucht aber ein gewisses Maß an emotionaler Intelligenz.

Side Fact: Immer mehr Unternehmen erkennen das. Einige davon setzen auf eine Unterscheidung in fachliche und disziplinarische Führungskräfte. Die fachliche Führung lenkt den Mitarbeitenden im operativen Geschäft. Sie steht ihnen bei fachlichen Fragen zur Seite und hilft mit ihrem Know-How. Die disziplinarische Führungskraft fördert die Stärken ihrer Mitarbeitenden, entwickelt sie weiter und klärt arbeitsrechtliche Fragen.

In der Vergangenheit hatte Führung einen anderen Stellenwert. Es herrschte noch kein Bewusstsein über die Vorteile von „guter“ Führung für ein Unternehmen.

Daher haben auch heute führende Mitarbeitende oft wenig Kapazitäten, um sich aktiv um ihr Team zu kümmern. Die Unternehmensführung räumt nicht genügend Zeit ein. Sie bekommen auch keine oder wenige Schulungen, um Führungskompetenzen zu erlernen.
 


Veraltete Klischees halten sich 

Früher gab es ein anderes Verständnis von erfolgreicher Führung: Eine Führungskraft müsse sich durchsetzen und stark sein. Sie dürfe keine Fehler machen, alle Entscheidungen selbst treffen und immer alles am besten wissen. 

Das ist heute anders. Mitarbeitende fordern immer mehr Menschlichkeit. Chefinnen und Chefs machen sich nahbarer, in dem sie auch Schwäche zeigen, Fehler machen und Entscheidungen gerne mal abgeben. Sie müssen nicht alles können und wissen. Sie dürfen eben auch Mensch sein.

Statt Befehle zu geben, leiten sie ihre Mitarbeitende an, selbst Lösungen zu finden. Sie hören ihnen zu und gehen empathisch auf sie ein.

 

Was sich Deutsche von ihren Führungskräften wünschen

Erinnerst du dich noch an die Fragen von eben, welche Eigenschaften du mit einer Führungskraft verbindest? Die Boston Consulting Group hat eine interessante Studie zu dem Thema durchgeführt.

Forschende fanden heraus, dass Deutsche von ihrer Führung zwischenmenschliche Fähigkeiten erwarten. Wenn du die Ergebnisse mit deinen Gedanken vergleichst. Was fällt dir auf? 

Auch spannend: Laut der Studie unterscheiden sich die Erwartungen. Mitarbeitenden wünschen sich vor allem herzgesteuerte Eigenschaften wie empathisches Zuhören. Die obere Unternehmensführung fordert hingegen kopfgesteuerte Kompetenzen wie das richtige Priorisieren. Es gibt also einen Interessenkonflikt, zulasten der Führungskräfte, die von oben und unten mit anderen Erwartungen konfrontiert sind.
 

 

Auch wenn sich veraltete Klischees hartnäckig halten, ist in der Arbeitswelt ein deutlicher Umbruch zu spüren. Die Welt ist zu komplex für eine autoritäre Führung, die alles entscheiden und delegieren kann.

Auch das Mindset hat sich verändert. Mitarbeitende lassen sich von ihren Führungskräften nicht mehr ausbeuten. Immer mehr Unternehmen erkennen die Vorteile einer kompetenten Führung und investieren in ihr Führungspersonal. 

Die menschenzentrierte Führung ist eine mögliche Antwort – und wie wir finden – eine ziemlich Gute. Menschenzentrierte Führung zielt genau auf die veränderten Bedürfnisse der Mitarbeitenden ab. Sie holt sie dort ab, wo sie stehen, und entwickelt sie weiter.

Sie fördert das Selbstmanagement und schafft Sicherheit in einer immer unsicher werdenden Welt. Sie stärkt die Kreativität und die Leistung. Wir sehen die Menschenzentrierung als Führungsstil der Zukunft – vor allem in agilen Umfeldern. Hier geht's zum Interview mit Christian zum Thema "Agilität und Führung". 

Gedankenimpuls: Warum heißt es eigentlich FührungsKRAFT? Impliziert der Begriff einen bestimmten Stereotypen? Unser Experte Christian sieht das kritisch. Was sagt ihr dazu? 

 

Wie geht menschenzentrierte Führung? 

Menschenzentrierte Führung passt sich den Menschen an – nicht umgekehrt. Doch was macht eine menschliche Führungskraft aus? Sie interessiert sich für ihre Mitmenschen, hört zu, ist empathisch und kümmert sich. Eine menschenzentrierte Führungskraft hat immer ein offenes Ohr, sucht aktiv das Gespräch und zeigt sich nahbar.

Sie erkennt Fehler als Teil des Lernprozesses und fördert eine Kultur, in der das Scheitern eine Gelegenheit ist, sich zu verbessern. Sie schenkt Vertrauen, inspiriert und entwickelt ihre Teammitglieder weiter. 

Doch wie macht sie das? Die menschenzentrierte Führung ist keine Methode, sondern vielmehr eine Haltung. Menschliche Chef begegnen ihren Mitarbeitenden auf Augenhöhe, statt sie von oben herab zu behandeln. Manche Führungskräfte haben diese Haltung bereits inne. Andere müssen sie erst erlernen, was einiges an Selbstreflexion erfordert. Christian gibt 6 Tipps, die helfen:
 


1.    Sich Zeit nehmen

Führungskräfte müssen sich Zeit nehmen. Zwischen Tür und Angel ist nicht mehr! Christian empfiehlt sich mindestens einmal im Monat in einem fixen Termin auszutauschen. Dazu eignen sich sogenannte 1-on-1-Meetings, Vier-Augen-Gespräche.

Auch zwischendurch hat die Führungskraft ein offenes Ohr und geht aktiv auf ihre Mitarbeitenden zu, wenn ihr etwas auffällt. Das kann auch mal zeitaufwendiger sein. Bei der lise planen wir daher bis zu 60 % der Kapazitäten für Führungsaufgaben ein.

 

2.    Mehr Zuhören als Reden

Was Dalai Lama schon wusste: „Wenn du etwas sagst, dann wiederholst du nur das, was du schon wusstest. Wenn du aber zuhörst, kannst du etwas Neues lernen.“ So ist es auch in der Führung. Dafür braucht es die Fähigkeiten des Aktiven Zuhörens.

Sich zurückziehen und der anderen Person Raum geben. Auf Zwischentöne achten, das Gesagte in eigenen Worten wiedergeben und interessierte Fragen stellen. Das Gegenüber merkt, wenn eine Führungskraft sie wirklich verstehen und nachempfinden möchte, was sie bewegt. Das baut Vertrauen auf und zeigt Wertschätzung.  

 

3.    Beziehungen aufbauen

Menschliche Beziehungen geben Halt und Sicherheit. Diverse Studien haben „gute Beziehungen“ als Glücksfaktor identifiziert. Das gilt auch für Arbeitsbeziehungen. Wenn die stimmen, dann fördert es das Zugehörigkeitsgefühl und die Motivation.

Als Führungskraft ist man dafür verantwortlich, dass sich Mitarbeitende angenommen und wertgeschätzt fühlen. Das betrifft auch die Dynamiken innerhalb des Teams. Versteckte Konflikte gilt es aufzudecken und – wenn nötig – zu vermitteln.

Bonus-Tipp: Christian plant mit seinen Teammitgliedern die 1-on-1-Meetings auch gerne mal in entspannter Atmosphäre wie z.B. einem Mittagessen im Restaurant, einem ausgiebigen Spaziergang in der Natur oder einem Heißgetränk im Café.  Dabei legt er die Arbeitsthemen einen Moment auf Seite. Sie plaudern auch über Privates und verbringen gemeinsame Zeit, um die Beziehung und das Vertrauen zu stärken. 

 

4.    Gemeinsam Lösungen finden

Eine menschenzentrierte Führungskraft steht ihren Mitarbeitenden unterstützend zur Seite. Sie vertraut darin, dass ihre Mitarbeitenden alle Fähigkeiten mitbringen, um ihre Probleme selbst zu lösen. Fragetechniken und Tools können helfen die Mitarbeitenden an ihre optimalen Lösungen heranzuführen.

Manche Entscheidungen müssen Führungskräfte allerdings selbst treffen. Menschenzentrierte Führung heißt nicht „Laissez-Faire“. Eine Führungskraft muss einen sicheren Rahmen schaffen, in dem sie den Weg weist und anleitet.
 


5.    Fehler nicht tadeln, sondern daraus lernen

Fehler eingestehen und daraus lernen, das ist eine Stärke, und die gilt es anzuerkennen. Führungskräfte sollten Fehler nicht bestrafen. Sonst leben Mitarbeitenden in ständiger Angst. Im schlimmsten Fall macht sie das ineffizient, weil sie dem Perfektionismus verfallen und ihre Arbeiten zum hundertsten Mal kontrollieren.

Damit sie mutig sind, etwas ausprobieren und aus ihren Fehlern lernen können, brauchen sie Sicherheit. Sie müssen wissen, dass die Führungskraft hinter ihnen steht. Wenn ein Fehler unterläuft, erarbeiten sie gemeinsam Lösungen, um es beim nächsten Mal besser zu machen. 

 

6.    Authentisch sein

Menschliche Führungskräfte sind authentisch. Aber was heißt das eigentlich? Per Definition bedeutet Authentizität, dass die Handlungen einer Person mit ihren Gefühlen und Werten übereinstimmt.

Die Person zeigt sich mit ihren Schwächen und ist offen gegenüber anderen Menschen, was ihre Emotionen und Meinungen betrifft. Eine Führungskraft macht das nahbar. Wir nehmen sie als echt wahr, also authentisch, vertrauen ihr schneller und zeigen uns selbst verletzlich. Um authentisch sein zu können, braucht es ein Bewusstsein über die eigenen Empfindungen. Womit wir auch schon zum nächsten Punkt kommen.

 

7.    Sich selbst reflektieren

Menschliche Führung braucht Selbstreflexion. Es gilt, immer wieder sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Vor allem auch in Konflikten – einen Schritt zurücktreten und die Situation von außen betrachten.Menschliche Führungskräfte müssen sich immer wieder mit ihren eigenen Themen auseinandersetzen. Das kann anstrengend sein, ist aber lohnend. Was hilft: sich aktiv Feedback einholen, mit anderen sprechen und sich selbst den Raum für Weiterentwicklung geben.

 

 

Warum menschliche Führung die Generation Z abholt

Der menschenzentrierte Ansatz betrachtet Menschen ganzheitlich. Sie oder er ist eben nicht nur eine Arbeitskraft, sondern auch Mutter oder Vater, Sohn oder Tochter, Schwester oder Bruder, Freundin oder Freund, Vereinsmitglied. Sie sind Menschen, mit allem, was dazugehört: Stärken, Schwächen, Bedürfnissen, Zielen und einem Leben abseits der Arbeit. 

Aufgrund des Fachkräftemangels haben sich die „Machtverhältnis“ verschoben. Mitarbeitende stellen zunehmend höhere Ansprüche an ihre Arbeitgeber.

Sie wollen als Individuum wahrgenommen werden. Keine Masken tragen oder Rollen einnehmen, sondern auch auf der Arbeit authentisch sein können. Sie setzten sich früh mit persönlichen Werten auseinander und wollen einer sinnstiftenden Arbeit nachgehen. 

Oft beschäftigt sich der Nachwuchs schon deutlich früher als die älteren Generationen mit Themen wie mentaler Gesundheit – und auch den eigenen Bedürfnissen. Sie setzen klare Grenzen, was Überstunden oder Erwartungen arbeitgeberseits angeht. Sie wünschen sich mehr Wertschätzung und ein gesundes Arbeitsumfeld. Und das ist auch gut so, denn die neue Generation ist besonderen Herausforderungen ausgesetzt.

Veränderungen tauchen immer schneller auf, Unsicherheiten steigen in einer komplexen Welt. Das erfordert eine kontinuierliche Anpassung und einen gesunden Umgang mit multiplen Krisen. Die menschenorientierte Führung berücksichtigt dies. Es bietet ein sicheres Umfeld und gibt Raum für persönliche Weiterentwicklung.  
 

 

Ist der menschenfokussierte Führungsstil immer möglich? 

Im agilen Umfeld und in den meisten Unternehmen ganz klar ja! In anderen Branchen kann es anders aussehen.

Juristen beispielsweise sind starren Strukturen im Außen ausgesetzt. In einem gewissen Rahmen gehen wir davon aus, dass auch da der menschenzentrierte Ansatz hilfreich ist. Doch wir können schwer beurteilen, inwiefern andere Führungsstile dort Sinn machen.

Auch gibt es einige Nachteile. Die Führungskräfte können schnell in eine Kümmerer-Rolle fallen, in der sie für alles verantwortlich sind. Deshalb müssen sie sich abgrenzen, auf ihre eigenen Kapazitäten und Bedürfnisse achten.

Was wir eindeutig in allen Bereichen als Herausforderung sehen: Die richtige Balance zwischen der Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens und den Bedürfnissen der Mitarbeitenden. Menschenzentrierte Führung muss sich auszahlen, damit ein Unternehmen sich weiter finanzieren kann.

Das heißt: Es braucht Kompromisse und es gibt Grenzen. 

 

Fazit: Menschliche Führung fördert Wachstum

Menschliche Führung braucht es mehr denn je. Der menschenzentrierte Führungsstil stellt den Mitarbeitenden in den Mittelpunkt mit all seinen Bedürfnissen, Aufgaben, Zielen und Fähigkeiten.

Das Ziel: bestmöglich auf die Menschen eingehen, sie weiterentwickeln und damit auch das Unternehmen vorantreiben. Dafür braucht es eine wertschätzende Haltung, Mitarbeitenden auf Augenhöhe zu begegnen.

In einem sicheren Umfeld, in dem sich die Menschen angenommen und sicher fühlen, sind sie kreativer, effizienter und binden sich an das Unternehmen. Sie entwickeln sich weiter und entfalten ihr volles Potenzial.

Die Menschenzentrierung kann damit die veränderten Anforderungen der neuen Generation Z abfangen und ist daher – aus unserer Sicht – der Führungsstil der Zukunft.

 

Du möchtest in einem menschenzentrierten Umfeld arbeiten?

Dann schaue doch gerne mal auf unserer Jobseite vorbei und bewirb dich bei uns. Wir suchen immer nach neuen Talenten und freuen uns auf deine Bewerbung! Wir fördern unsere MItarbeitenden, legen viel Wert auf ein wertschätzendes Miteinander und haben Spaß bei der Arbeit.

 

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